Kalibrierung und Profilierung: Unterschied zwischen den Versionen
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Freunde, ich habe eine eine schlechte Nachricht für euch: Dem ist nicht so! | Freunde, ich habe eine eine schlechte Nachricht für euch: Dem ist nicht so! | ||
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+ | Der Bezugspunkt ist der Referenzfarbraum CIELab. | ||
+ | Haben wir bei unserer Kamera sRGB eingestellt, so werden die Farben des Jpeg-Bildes entsprechend dem sRGB-Farbraum behandelt. Das heißt, Maximum in sRGB ist noch lange nicht Maximum in CIELab. Im ICC-Profil der Kamera ist diese Umrechnung festgehalten. Anders ausgedrückt: Durch das ICC-Profil der Kamera ist festgelegt, welcher Farbwert im sRGB der Kamera welchem Farbwert in CIELab entspricht. | ||
+ | Unser Monitor hat auch so ein Profil. Und dieses Profil werden wir nachher sogar noch selber erzeugen. Das ICC-Profil des Monitors sagt, welche Farbe unseres Monitors welchen Wert in CIELab hat. | ||
+ | Würden wir jetzt noch unseren Drucker hinzunehmen, dann würde dessen Profil aussagen, welche Druckfarbe welchen Wert in CIELab hat. | ||
+ | Und wenn wir ein Bild bei einem Bilderdienst bestellen wollen, so wäre es von Vorteil, wenn dieser auch Farbmanagement verwenden würde (was leider nur von sehr wenigen tatsächlich angeboten wird). Denn dann wäre da auch ein Profil vorhanden, welches auf den CIELab-Farbraum zurückgreifen könnte. | ||
+ | Also noch mal anders: | ||
+ | Farbmanagement bedeutet, daß im Hintergrund ein geräteunabhängiger Farbraum verwendet wird. Das merken wir nicht, denn er dient nur als Übersetzer. Die Farben der von uns verwendeten Geräte werden mit Hilfe ihrer ICC-Profile in diesen Farbraum übersetzt bzw. zurückübersetzt. Das Resultat ist, daß die Farben im Verarbeitungsprozess immer gleich bleiben. | ||
+ | Das gilt natürlich nur im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Denn ein Schwarzweiß-Monitor wird sich mit der Darstellung einer Grünen Farbe etwas schwer tun, egal wie gut sein Profil ist. Die grüne Farbe wird inmmer Grau sein. | ||
Version vom 26. Juni 2010, 20:27 Uhr
Diese Beschreibung wurde mit folgenden Distributionen getestet: |
OpenSuse 11.2 (32Bit) mit KDE 4.4 |
Zu einem funktionierenden Farbmanagement gehört das Profilieren seines Monitors. Wie das Erstellen eines solchen Monitor-Profils in Linux funktioniert, das ist hier hier erläutert, und zwar speziell für OpenSuse.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vorbemerkung
- 2 Einleitung
- 3 Farbmanagement
- 4 Herunterladen und Installieren von ArgyllCMS
- 5 Installation des Farbmessgerätes mit einer aktuellen OpenSuse-Version
- 6 Installation des Farbmessgerätes mit einer älteren OpenSuse-Version
- 7 Voreinstellung des Monitors
- 8 Kalibrieren und Profilieren
- 9 Autostart
- 10 Links
Vorbemerkung
Nehmt mal ein Bild aus eurer digitalen Spiegelreflexkamera und schaut es euch an drei verschiedenen Bildschirmen an. Ihr werden denken, drei unterschiedliche Bearbeitungen des gleichen Fotos vor euch zu haben. Da kommt Freude auf!
Ich kann mir denken, daß sich ein ähnliches Hochgefühl einstellt, wenn ihr in einen Grossmarkt fahrt, um einen neuen Fernseher zu kaufen. 1000 Bildschirme, überall das gleiche verrauschte Programm, und auf jedem der Geräte sieht das Bild anders aus. Befriedigend...
Wir aber, als lernfreudige Benutzer von Linux, sind in der Lage, gegenzusteuern. Wir können dafür sorgen, daß die Bilder aus unserer Digitalkamera auf dem Drucker annähernd genauso aussehen, wie sie in Wirklichkeit waren und wie wir sie auf unserem Monitor gesehen haben.
Das Zauberwort dafür heißt Farbmanagement!
Um solch ein Farbmanagement sinnvoll einsetzen zu können, ist es aber notwendig, den Monitor erstmal vernünftig einzustellen, also zu kalibrieren. Auf Basis dieser Kalibrierung können wir dann für unser Farbmanagement eine Profildatei bauen.
"Tja, wo ist da nun das Problem?", werdet ihr fragen. "Da gibt es doch Farbmessgeräte, Colorimeter oder so ähnlich heisen die Dinger. Installieren, Programm starten, fertig!"
Und ich, ich werde antworten, demütig, fast resignierend:
Seelig sind die Anhänger derer aus Redmond, denn mit ihnen sind die Hardware-Fabrikanten. Seelig sind die, die von den Herstellern überschüttet werden mit Treibern für ihre Geräte!"
Und ich werde hinzufügen: "Ja, ich bin einer von denen auf der anderen Seite, denn bei mir im Computer arbeitet Linux. Ich gebe es zu! Ja, ich habe gefehlt, als ich die Windows-Welt verlassen habe. Aber lasst euch eines sagen, ich habe es noch keine einzige Minute bereut, diesen Schritt getan zu haben!"
Und ihr! Ihr werdet mich ansehen, vorsichtig und etwas ängstlich vielleicht, ob dieses Verrückten, der da vor euch steht. Und ich werde zurücksehen und euren Blicken standhalten. Denn ich bin mir bewusst, daß auch ich eine Möglichkeit kenne, Farbmanagement zu benutzen.
Einleitung
Voraussetzungen
Bei der Erstellung dieses Artikels hat folgende Hard- bzw. Software bei mir ihren Dienst verrichtet:
- Betriebssystem: OpenSuse 11.2 mit KDE 4
- Grafikkarte: nVidia Geforce 6600GT
- Bildschirm: BenQ FP937s
- Farbmessgerät: Gretag-Macbeth Huey
- Software für's Kalibrieren und Profilieren: ArgyllCMS 1.1.1
Ziel
Ich möchte eine speziell auf meinen Monitor zugeschnittene Profildatei (ICC-Datei) haben, die es mir ermöglicht, sinnvoll Farbmanagement zu betreiben. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich auch gleich den Monitor kalibrieren.
Geplantes Vorgehen
- Software herunterladen und installieren
- Colorimeter installieren
- Monitor kalibrieren
- Ein ICC-Profil erstellen
- ICC-Profil ins Farbmanagement einbinden
Farbmanagement
Bevor wir unser geplantes Vorhaben in Angriff nehmen, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, erst einmal ein paar Grundbegriffe zu klären.
Farbmanagement ist ein großes Thema. Manche sagen, man solle lieber die Finger davon lassen, wenn man sich damit nicht auskennt. Tja, einarbeiten werden wir uns schon müssen in die Sache. Aber das Ergebnis, das wir danach am Bildschirm sehen, wird uns für die Mühen belohnen. Ich auf jeden Fall war überrascht, wieviele Nuancen in meinen Fotos plötzlich erkennbar wurden nachdem ich mit dieser Sache durch war.
Und keine Angst, es ist gar nicht so schwer!
Farben
Was Farben sind, brauche ich wohl niemandem zu erklären. Denn das sehen wir jeden Tag. Die technische und mathematische Seite dieser Angelegenheit braucht uns dabei nicht so sehr zu interessieren. Wir sollten aber wissen, was Farbmischung ist. Und wir sollten wissen, daß es unterschiedliche Arten der Mischung von Farben gibt. Dazu schauen wir uns zwei Modellvorstellungen an, in denen erklärt wir, was es mit deser Farbenmischung auf sich hat.
Farbmodelle
Es gibt eine ganze Anzahl von Modellen, welche die Farben beschreiben. Für uns sind davon erstmal nur zwei wichtig: RGB und CMYK.
RGB ist ein addives Farbmodell der Lichtmischung. Durch diese Mischung der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau kann jede andere Farbe hergestellt werden. Das Prinzip wird bei der Bildröhre eines Farbfernsehgerätes angewandt und auch beim LCD-Monitor.
Stellt man bei den drei Lichtstrahlen gleiche Helligkeit ein und überlagert sie, dann kommt Grau raus. Dreht man die Helligskeitsregler alle auf Rechtsanschag, also auf Maximum, ist das Ergebnis die farbe Weiß. Schwarz ist das Fehlen jeglichen Lichtes.
CMYK wird für den Druck verwendet. Hier sind es keine Lichtfarben, die gemischt werden, sondern Körperfarben. Aus den drei Grundfarben Cyan, Magenta und Yellow (Tschuldigung, Gelb wollte ich sagen) werden die anderen Farben erzeugt. Die Grundfarben, in gleichem Verhältnis gemischt, ergeben Schwarz oder besser sollten es ergeben. Da es aber keine idealen, voll gesättigten Körperfarben gibt, hat man bei diesem Modell Schwarz als vierte Farbe dazugenommen. Weiß ist gar keine Farbe auf unserem Blatt Papier.
Könnt ihr euch erinnern, als wir noch Kinder waren? Unseren Malkasten mit den Wasserfarben haben wir über alles geliebt. Wie haben wir oft ausgesehen, nach unseren Malaktionen. Die Klamotten waren voller Farbflecken, das Gesicht verschmiert, und erst die Tischdecke... Das, was wir damals trieben, liebe Freunde der gepflegten Abendunterhaltung, war substraktive Farbmischung in Vollendung!
Farbräume
Stellen wir uns mal vor, wieviele Farben es eigentlich gibt. Und dann nehmen wir uns vor, diese Farben alle mit ihren Eigenschaften in einer Tabelle aufzuschreiben. Na ja, viel Spass kann ich da nur sagen. Die Anzahl der Farben geht nämlich gegen unendlich. Da sitzt man dann schon ein, zwei Tage vor seiner Tastatur, um die Tabelle fertig zu bekommen...
Wenn's so nicht geht, dann malen wir halt ein bißchen. Und zwar ein schönes Diagramm...
Pinseln wir also zwei Achsen als Koordinatenkreuz auf ein Blatt Papier. Die eine Achse wird unsere rot-grün-Achse. Die nennen wir a. Die andere Achse bekommt den Namen b und ist für gelb und blau zuständig. Mit diesem Diagramm sind wir in der Lage, alle Farben, die es gibt, grafisch darzustellen. Fehlt noch die Helligkeit. Dafür stellen wir eine dritte Achse senkrecht auf das Blatt Papier. Je höher, um so heller die jeweilige Farbe. Diese Achse nennen wir L.
Das ein lustiges Diagramm geworden. und auch noch dreidimensional! Aber keine Panik! Wir brauchen uns das alles nicht so genau zu merken. Wir müssen nur wissen, daß es es sowas gibt, so ein Farbdiagramm.
Jede denkbare Farbe befindet sich irgendwo im dreidimensionalen Raum dieses 3D-Diagrammes. Man spricht deshalb von Farbraum. Und das, was wir gerade konstruiert haben, ist ein ziemlicher großer Farbraum, denn es ist ja alles drin, was es gibt. Sein Name ist CIELab-Farbraum (erkennt ihr das Lab unserer Achsen?). Dieser Farbraum wird auch als geräteunabhängiger Farbraum bezeichtet. An seiner Erfindung waren nur Theorie und etwas Mathematik beteiligt. Irgendwelche Einschränkungen von Ein- und Ausgabegeräten oder von Anzeigegeräten blieben außen vor.
Es gibt noch andere Farbräume. Einige davon können wir uns als Teilmenge des CIELab-Farbraums vorstellen. In diesen "Teilmengen-Farbräumen" sind nicht alle denkbaren Farben enthalten (ist auch unnötig, da es manche Schattierungen bestimmter Farben in der Natur sowieso nur selten gibt). Und jeder dieser Farbräume dient einem bestimmten Zweck.
Ein noch verhältnissmäßig großer vordefinierter Farbraum ist AdobeRGB. Er wurde entwickelt für den Offsetdruck, um hier alle notwendigen Farben verarbeiten zu können.
Etwas kleiner ist der sRGB-Farbraum. Er ist aber immer noch groß genug, um auf unserem Monitor schöne Fotos ansehen zu können. Dieser Farbraum ist fürs Internet gedacht und für das Anzeigegerät Monitor.
Der Farbraum, in dem wir uns bewegen wollen mit der Bildbearbeitung wird auch Arbeitsfarbraum genannt.
Diese Sache mit den Farbräumen schauen wir uns nun noch etwas genauer an:
Wollen wir mit unserer digitalen Spiegelreflexkamera ein Jpeg-Bild aufnehmen, so können wir in der Regel in den Kameraeinstellungen den Farbraum wählen, den dieses Bild haben soll. Es stehen meistens sRGB und AdobeRGB zur Verfügung.
So ein RGB-Farbraum hat die Angewohnheit, daß die Farbe durch die drei Grundfarben definiert ist, also durch Rot, Grün und Blau. Das Mischungsverhältnis ergibt den tatsächlichen Farbton.
Jese dieser drei Grundfarben kann dunkler oder heller sein. Dafür stehen uns pro Farbe 8 Bit zur Verfügung. 8 Bit bedeutet 2^8 Abstufungen, also 256 unterschiedliche Helligkeitswerte. Das bedeutet: Drei Farben mit je 256 Abstufungen, sind 256 x 256 x 256 verschiedene Farbtöne, die dargestellt werden können. Wenn ich meine mathematischen Restkenntnissee hervorkrame (bzw. den Taschenrechner verwende), denn komme ich auf ungefähr 16,7 Millionen Farbabstufungen, die mit dieser 24-Bit Farbtiefe angezeigt werden können. Das nennt sich in der Computertechnik True Color.
Wir konnten vorhin zwei Farbräume für unser Bild wählen: sRGB bzw. AdobeRGB. Beide Farbräume haben eine Farbtiefe von 24 Bit, also 8 Bit pro Grundfarbe. Wo ist nun der Unterschied zwischen den beiden?
AdobeRGB wurde ersonnen, damit alle beim Offsetdruck machbaren Farben auch tatsächlich aufs Papier kommen können. Die Farbtiefe beträgt, wie bei sRGB, 24Bit, also 16,7 Millionen darstellbare Farben. AdobeRGB hat aber einen größeren Farbraum als sRGB. Das darstellbare Farbspektrum ist größer. Das geht allerdings zu Lasten der Farbabstufungen, die dann nicht mehr ganz so fein sein können, da wir ja auf die 24 Bit beschränkt sind.
Nicht ganz so einfach zu verstehen, oder? Dann machen wir das am Besten an einem Beispiel fest:
Ein schönes sattes Grün in RGB bedeutet in Zahlen ausgedrückt: 0 256 0. Also 0 Helligkeit für Rot, ebenso ist Blau durch den Wert 0 nicht vorhanden. Grün dagegen powered mit seinem Maximalwert rein, also mit 256. Das Ergebnis ist , wie gesagt, ein schönes, sattes Grün, grüner geht nicht.
0 256 0 ist das intensivste Grün, das im sRBG-Farbraum daratellbar ist. Und 0 256 0 ist auch das intensivste Grün, das in AdobeRGB darstellbar ist. Nur, und jetzt wird es interessant, ist das Grün von AdobeRGB noch ein bißchen grüner als das von sRGB.
"Noch grüner, wenn der Grünwert doch sowieso schon auf Maximum steht. Das ist doch Unsinn! Und Weihnachten ist im August, oder? Schrott...", so höre ich euch schon sagen. Und ich werde darauf antworten: "Ein großer Mann hat einmal etwas über die Relativität gesagt. Und ich sage jetzt auch: Relativität! Alles ist relativ, es kommt nur auf den Bezugspunkt an!"
Unser Bezugspunkt ist der geräteunabhängige CIELab-Farbraum.
Wir haben schon gehört, daß dieser Farbraum so ziemlich alle denkbaren Farben enthält. Unser schönes sattes Grün hat im CIELab-Farbraum also noch jede Luft nach oben (erinnert mich irgendwie an unsere Fussballnationalmannschaft). Ob es sinnvoll ist, diese Luft auch auszunutzen, steht auf einem anderen Blatt.
ICC-Profile
Wenn es nur genial durchdachte und konstruierte Geräte gäbe, wäre das Leben einfach. Der Monitor hätte exakt das gleiche Verhalten wie der Monitor gegenüber oder wie der Drucker oder wie die Kamera oder wie der Belichter oder...
Freunde, ich habe eine eine schlechte Nachricht für euch: Dem ist nicht so!
Um diese Unvollkommenheit der Geräte in den Griff zu bekommen, wurden die Profile erfunden. Ein solches Profil ist gerätespezifisch. Es beschreibt genau das Verhalten des Geräts, für das es erstellt wurde. Und es gilt tatsächlich auch nur für dieses eine Gerät!
Grob gesagt, tut ein ICC-Profil folgendes:
Es sorgt dafür, daß Farben trotz der Unvollkommenheit der Geräte in hohem Maße wirklichkeitsgetreu angezeigt bzw. weiterverarbeitet werden. Dazu ist in dem Profil eine Tabelle enthalten, welche die Werte des gerade verwendeten Farbraums auf den CIELab-Farbraum abbildet.
Farbmanagement
Was also macht Farbmanagement:
Der Bezugspunkt ist der Referenzfarbraum CIELab.
Haben wir bei unserer Kamera sRGB eingestellt, so werden die Farben des Jpeg-Bildes entsprechend dem sRGB-Farbraum behandelt. Das heißt, Maximum in sRGB ist noch lange nicht Maximum in CIELab. Im ICC-Profil der Kamera ist diese Umrechnung festgehalten. Anders ausgedrückt: Durch das ICC-Profil der Kamera ist festgelegt, welcher Farbwert im sRGB der Kamera welchem Farbwert in CIELab entspricht.
Unser Monitor hat auch so ein Profil. Und dieses Profil werden wir nachher sogar noch selber erzeugen. Das ICC-Profil des Monitors sagt, welche Farbe unseres Monitors welchen Wert in CIELab hat.
Würden wir jetzt noch unseren Drucker hinzunehmen, dann würde dessen Profil aussagen, welche Druckfarbe welchen Wert in CIELab hat.
Und wenn wir ein Bild bei einem Bilderdienst bestellen wollen, so wäre es von Vorteil, wenn dieser auch Farbmanagement verwenden würde (was leider nur von sehr wenigen tatsächlich angeboten wird). Denn dann wäre da auch ein Profil vorhanden, welches auf den CIELab-Farbraum zurückgreifen könnte.
Also noch mal anders:
Farbmanagement bedeutet, daß im Hintergrund ein geräteunabhängiger Farbraum verwendet wird. Das merken wir nicht, denn er dient nur als Übersetzer. Die Farben der von uns verwendeten Geräte werden mit Hilfe ihrer ICC-Profile in diesen Farbraum übersetzt bzw. zurückübersetzt. Das Resultat ist, daß die Farben im Verarbeitungsprozess immer gleich bleiben.
Das gilt natürlich nur im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Denn ein Schwarzweiß-Monitor wird sich mit der Darstellung einer Grünen Farbe etwas schwer tun, egal wie gut sein Profil ist. Die grüne Farbe wird inmmer Grau sein.
Herunterladen und Installieren von ArgyllCMS
ArgyllCMS ist eine Sammlung von Kommandozeilentools, mit deren Hilfe man einen Monitor ausmessen, kalibrieren und profilieren kann. Und ArgyllCMS hat noch einen riesengroßen Vorteil: Es funktioniert unter Linux und kann mit vielen aktuellen Farbmessgeräten (Coloriometern) umgehen.
Methode 1: Sourcecode
Der Sourcecode kann von der Homepage von ArgyllCMS heruntergeladen werden und muss dann selbst kompiliert werden. Dazu sollte man aber sein Betriebssystem sehr gut kennen und auch wissen, wie das funktioniert mit dem kompilieren. Es ist keine Hexenkunst, setzt aber doch einiges an Vorkenntnis vorraus. Dafür bekommt man eine aktuelle, speziell auf sein System zugeschnittene Programmsammlung.
Diese Methode kann ich nur dem empfehlen, der weiss, was er tut. Wer neugierig ist, dem sei die Homepage von ArgyllCMS empfohlen. In den Installationsanweisungen für Linux gibt es hier weiterführende Informationen. Ist aber auf Englisch!
Methode 2: Fertiges RPM aus dem OpenSuse Build Service
Im OpenSuse Build Service stehen fertig kompilierte RPM-Pakete von ArgyllCMS zur Verfügung. Mit dem 1-Klick-Button kann die Progammsammlung unkompliziert heruntergeladen und installiert werden.
Ich empfinde diese 1-Klick-Methode nicht als das non-plus-ultra. Denn durch sie wird mir die Kontrolle entzogen. Ich habe dann keinen Überblick mehr, welche Änderungen im System durchgeführt werden. Alles geschieht automatisch und ich kann nicht gegensteuern, falls das notwendig sein sollte.
Ich behandle RPMs aus dem Build Service so:
Ich binde das notwendige Repository als zusätzliche Paketquelle ein. Das ist mit Yast leicht durchzuführen. Dann wähle ich die gewünschte Datei zur Installation aus und überprüfe in der Installationsübersicht, was außer dem RPM noch an zusätzlichen Dateien benötigt werden (um Abhängigkeiten aufzulösen). Bin ich mit den Änderungen einverstanden, dann führe ich die Installation durch, andernfalls cancele ich. Zum Schluß deaktiviere das Repository wieder.
Die RPM's aus dem Build Service sind übrigens bei weitem nicht aktuell. Bei ArgyllCMS hat sich einiges getan, und drum kann ich nur empfehlen, die neueste Programmversion auszuwählen (Version 1,1,1 Stand Juni 2010). Und diese Version bekomme nur mit der oben schon erwähnten eigenen Kompilierung des Sourcecodes oder mit folgender Methode:
Methode 3: bin-File
Das bin-File enthält in gepackter Form alle notwenigen Dateien, also die komplette Programmsammlung in der aktuellen Version. Sie muss nur noch entpackt werden. Die entpackten Dateien sind dann an geeigneter Stelle im System zu speichern. Spielen wir das mal durch:
- Download des gepackten bin-files ( In meinem Fall sind das die Linux x86 Executables in der 32Bit-Version ) von der Homepage von ArgyllCMS
- Das File ( Argyll_V1.1.1_linux_x86_bin.tgz ) wird dabei im Download-Ordner gespeichert ( bei mir ist das ~/downloads )
- Rechtsklick auf das File
- Entpacken nach ~
Damit haben wir das bin-File in unser Heimatvereichnis entpackt. Dort werden wir nun einen Ordner mit dem Namen Argyll_V1.1.1 finden, in dem die komplette Programmsammlung enthalten ist.
Installation des Farbmessgerätes mit einer aktuellen OpenSuse-Version
lsusb
Ich habe folgendes Colorimeter zur Verfügung: Gretag-Macbeth Huey. Das ist ein Farbmessgerät mit USB-Anschluss. Öffnen wir nun eine Konsole und überprüfen, ob der Kernel das Gerät auch erkennt. Dazu tippen wir folgenden Befehl ein:
lsusb
Das Ergebnis könnte etwa so aussehen:
Bus 001 Device 010: ID 0971:2005 Gretag-Macbeth AG Bus 002 Device 002: ID 046d:c50e Logitech, Inc. MX-1000 Cordless Mouse Receiver Bus 003 Device 003: ID 046a:0021 Cherry GmbH
Mein Colorimeter ist dieser Liste enthalten und wird demnach vom Kernel erkannt.
Für unser weiteres Vorgehen sind zwei Begriffe wichtig, nämlich udev und sudo
udev
Udev ist ein Programm, mit dessen Hilfe das "Hotplugging" überwacht und geregelt wird. Mit Hotplugging ist gemeint, daß USB-Geräte vom System automatisch erkannt werden. Sie können im Betrieb ein- oder ausgestopselt werden, das Betriebssystem erkennt das. Das erfordert natürlich gewisse Regeln, die in den udev-rules verwaltet werden können. Für manche Geräte, auch wenn sie vom Kernel erkannt werden, sind dort noch keine Regeln abgelegt. Und das wird für unser Colorimeter mit ziemlicher Sicherheit der Fall sein. Das bedeutet, wir müssen für das Gerät eine solche Regel anlegen (Ausnahme: Installation über RPM, da erfolgt das automatisch).
Klingt etwas kompliziert, oder? So richtig nach Denkarbeit! Aber keine Angst. So schwierig ist es nicht. Denn ArgyllCMS stellt uns eine solche Regel zur Verfügung.
sudo
Linux hat gewisse Sicherheitsmaßnahmen eingebaut. Eine davon ist, daß der User nur in seinem Heimatverzeichnis tun und lassen darf, was er will. Auf andere Verzeichnisse (Systemverzeichnisse, Heimatverzeichnisse anderer User hat er höchsten lesend Zugriff. Er kann dort aber keine Veränderungen durchführen. Und auch dieser Lesezugriff lässt sich vom Administrator durch entsprechende Rechtevergabe abschalten.
Möchte man also irgenwo anders als im Heimatverzeichnis etwas ändern, so sind root-Rechte notwendig. Diese lassen sich bei Eingaben über die Konsole durch Voranstellen des Befehls sudo erlangen. Man wird dann nach dem Administrator-Passwort gefragt.
Kopieren der udev-Regel in das Regelverzeichnis
Warum sind diese beiden eben erklärten Begriffe nun so wichtig? Nun ja, es ist so:
Das Verzeichnis für die Udev-Regeln befindet sich hier:
/etc/udev/rules.d
Da sich dieser Ordner nicht in unserem Heimatverzeichnis befindet, können wir auf ihn nur mit Administratorrechten verändernd zugreifen. Und diese Administratorrechte erhalten wir durch den Konsolenbefehl sudo.
Also, kopieren wir die Regel dorthin, wo sie hingehört.
sudo cp ~/Argyll_V1.1.1/libusb/55-Argyll.rules /etc/udev/rules.d
- sudo: Der folgende Befeht hat Administratorrechte
- cp: Kopiere
- ~/Argyll_V1.1.1/libusb/55-Argyll.rules: die Regeldatei
- /etc/udev/rules.d: in den Regelordner
Damit das System die neue Regel für unser USB-Gerät erkennt, müssen wir den Computer neu starten. Danach sollte das Colorimeter funktionsfähig installiert sein.
Installation des Farbmessgerätes mit einer älteren OpenSuse-Version
Bei älteren Distributionen kann es sein, daß nach dem Kopieren der Regel zusätzlich noch an der Rechtevergabe gespielt werden muß. Dazu überprüfen wir aber erst einmal diese Notwendigkeit. Stöpseln wir also das Colorimeter in eine USB-Buchse und öffnen eine Konsole. Hier geben wir folgenden Befehl ein:
~/Argyll_V1.1.1/bin/dispcal -yl -r
Bei so einer Fehlermeldung müssen wir die Rechte anpassen:
XRandR 1.2 is faulty - falling back to older extensions dispcal: Error - icoms - set_ser_port: port number out of range!
Daß die XRandR faulty ist, ignorieren wir übrigens hier und in allen anderen Beispielen, die noch folgen werden.
Gruppe plugdev erzeugen
Mit unserer udev-Regel wird das Colorimeter einer Benutzergruppe zugeordnet, die zudem noch mit Rechten ausgestattet ist, die es Mitgliedern der Gruppe erlaubt, mit dem Colorimeter zu arbeiten. Aller Vorraussicht nach wird diese Gruppe auf unseren Computer aber noch nicht existieren. Wir müssen sie erst explizit anlegen:
- Yast starten, Administrator-Passwort eingeben und die Benutzer und Gruppenverwaltung aufrufen.
- Den Reiter Gruppe drücken und auf hinzufügen gehen
- Bei Name der Gruppe eingeben: plugdev
- OK drücken
Damit existiert eine neue Benutzergruppe mit dem Namen plugdev auf unserem PC. Jetzt müssen wir nur noch Mitglied dieser Gruppe werden.
Gruppenzugehörigkeit
- Den Reiter Gruppe drücken und auf bearbeiten gehen
- Bei Mitglieder der Gruppe unseren User-Namen ankreuzen
- OK drücken
- Neustart
Voreinstellung des Monitors
Ich setze einmal vorraus, daß unser Monitor nicht so hell und kontrastreich eingestellt ist, daß unsere Augen nach kurzer Zeit versuchen, die Flucht zu ergreifen und sich nach hinten drehen. Solltet unser Monitor auf seinen Default-Einstellungen laufen, also so, wie wir ihn gekauft haben, könnte es sein daß unsere Augen tatsächklich nach einer längeren Bildschirmsession unruhig hin- und herhüpfen.
Ich hab meinen Monitor mal ausgemessen und bin auf einen Weißpunkt von mehr als 160 cd/qm gekommen. Damit kannst du fast gegen die Helligkeit einer explodierenden Supernova ankämpfen. Von der Supernova wirst du nicht blind werden, wohl aber von einem intensiveren Blick auf den Bildschirm.
Nun Ja, ich geb es zu, manchmal übertreib ich ein klitzekleines bißchen. Trotzdem sollten wir etwas mit der Helligkeit zurückgehen. Unsere Augen werden es uns danken.
Mein Monitor hat Regler für Helligkeit, Kontrast und die drei Grundfarben R, G und B. Diese Regler bringe ich in die Mittelstellung. Die tut meinen Augen richtig gut und die nun vorhandene Helligkeit von etwa 120 cd/qm ist völlig ausreichend. Die kann ich übrigens mit dispcal messen:
~/Argyll_V1.1.1/bin/dispcal -yl -R
ergibt
Uncalibrated response: Black level = 0.26 cd/m^2 White level = 122.25 cd/m^2 Aprox. gamma = 2.10 Contrast ratio = 464:1 White chromaticity coordinates 0.3284, 0.3517 White Correlated Color Temperature = 5672K, DE 2K to locus = 9.2 White Correlated Daylight Temperature = 5673K, DE 2K to locus = 5.6 White Visual Color Temperature = 5423K, DE 2K to locus = 8.9 White Visual Daylight Temperature = 5535K, DE 2K to locus = 5.4 Effective LUT entry depth seems to be 10 bits
Die beiden Optionen von dispcal bedeuten dabei:
- -yl: Ich hab einen LCD-Bildschirm
- -R: Messung des unkalibrierten Monitors
Da fällt mir ein, daß man während dieser und den nun folgenden Messungen noch ein paar Kleinigkeiten beachten sollte:
- Helles Kunst- und auch Sonnenlicht vermeinen
- Monitor vorher eine halbe Stunde warmlaufen lassen
- Bildschirmschoner abschalten
- Bildschirm vorher sauber machen und hinterher schadet's auch nicht
- Explodierende Supernovas vermeiden
Und noch was:
Sollten eigenartige Fehlermeldungen angezeigt werden, daß die XRANDR faulty sei, so können wir das getrost vergessen. Das ist für unsere Messungen ohne Belang. Die Meldung kommmt übrigens daher, daß proprietäre Grafiktreiber und XRANDR sich in der Regel nicht besonders lieb haben.
Und diese komischen Meldungen, daß wir das Colorimeter wieder vom Bildschirm entfernen können, ignorieren wir ebenfalls. Dieses Farbmessteil bleibt auf dem Schirm kleben, und zwar so lange, bis alle Messungen durch sind.
Kalibrieren und Profilieren
Das Kalibrierungsfile
Mit folgendem Befehl generieren wir das Kalibrierungsfile:
~/Argyll_V1.1.1/bin/dispcal -yl -v -gs -b 120 -qm -m fp937s
Da ist, wie wir sehen, wieder dispcal am Arbeiten. Hier die verwendeten Optionen:
- -yl: LCD-Monitor
- -v: erzähle genauer, was du tust, während du arbeitest
- -gs: sRGB-Kurve
- -b 120: Zielhelligkeit ind cd/qm
- -qm: Wähle eine mittlere Qualität (sonst dauert es so lange)
- -m: Überspringe das Einstellungsmenü und beginne gleich mit der Messung
- fp937s: so heißt mein Monitor und so soll auch die Kalibrierungsdatei heißen
Hier ein kurzer Ausschnitt der Konsolenmeldungen während der Messung:
Place instrument on test window. Hit Esc or Q to give up, any other key to continue: Display type is LCD Target white = native white point Target white brightness = 120.000000 cd/m^2 Target black brightness = native brightness Target gamma = sRGB curve Commencing device calibration . . . Number of measurements taken = 123 The instrument can be removed from the screen. Written calibration file 'fp937s.cal'
Generieren der Targets
Nun erstellen wir die Targets, an Hand derer der Monitor nacher profiliert wird
~/Argyll_V1.1.1/bin/targen -d3 -v -f 1000 fp937s
- -d3: RGB
- -v: Erzähl ein bißchen
- -f 1000: 1000 Patches
Das Ergebnis ist die Datei fp937s.ti1
Profilierung
Ausmessung des Bildschirms für das ICC-Profil:
~/Argyll_V1.1.1/bin/dispread -yl -v -k fp937s.cal fp937s
- -yl: Monitortyp ist LCD
- -v: Gesprächig
- -k fp937s.cal: Quellfile
- fp937s: Ergebnis
Das Ergebnis ist die Datei fp937s.ti3
Erzeugen des ICC-Profils
Aus dem eben gemessenen wird nun die ICC-Profildatei erzeugt:
~/Argyll_V1.1.1/bin/colprof -v -qh fp937s
- -v: Erzähl'
- -qh: Hohe Qualität
Installieren des ICC-Profils
~/Argyll_V1.1.1/bin/dispwin -I fp937s.icc
Mit diesem Befehl wird das ICC-Profil als Default-Monitorprofil für den User gesetzt. Dazu wird sie hierher installiert:
~/.local/share/color/icc/devices/display/monitor.icc
Außerdem wird der in dem Profil enthaltene Kalibrierungstag in den LUT der Grafikkarte geschrieben.
Autostart
Wir haben vorhin den Befehl dispwin -I kennengelernt, mit dem unter anderem die Kalibrierungsdaten in die LUT der Grafikkarte geschrieben wurden. Dort sind sie nun, aber nur solange wir am System angemeldet sind. Schalten wir den Rechner aus, verschwindet auch das Kalibrierungsfile aus dem LUT der Grafikkarte.
Die einfachste Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist ein Autostartfile. Dieses File soll so beschaffen sein, daß immer, wenn wir uns in KDE anmelden, automatisch das Kalibrierungsfile in die LUT geschrieben wird.
Also, basteln wir ein solches Autostartfile. Dazu verwenden wir den Dateimanager Dolphin (geht mit jedem anderen auch...)
- Dolphin öffnen
- Linksklick auf den Ordner Argyll_V1.1.1 (den kennen wir ja schon)
- Rechtsklick - Neu erstellen - Textdatei
- Es wird nach dem Namen der Textdatei gefragt. Ich habe Kalibrierung ausgewählt
- OK
Damit haben wir eine leere Textdadei mit dem Namen Kalibrierung im Ordner ~/Argyll_V1.1.1 erzeugt. Nun schreiben wir mit einem Texteditor (zum Beispiel mit kate) folgende zwei Zeilen in die Datei:
#! /bin/bash ~/Argyll_V1.1.1/bin/dispwin -L
Und nun machen wir aus der Textdatei eine ausführbare Datei:
- Rechtsklick auf die Datei Kalibrierung
- Eigenschaften - Berechtigungen
- Ausführbar ankreuzen
- OK
Damit haben wir ein kleines aber feines Bash-Script geschrieben, welche den Befehl dispwin -L enthält. Dieser Befehl läd das Konfigurationsfile in die LUT. Da dieses Laden bei jeder unserer Anmeldungen erfolgen soll, erstellen wir in der Autostartdatei eine Verknüpfung auf unser Bash-Script:
- Systemeinstellungen aufrufen
- Erweitert - Autostart - Scrpt hinzufügen
- Name der Script-Datei eingeben und ankreuzen, daß eine Verknüpfung erstellt werden soll
- OK
Das war's. Nch einem Neustart des Rechners sitzen wir nun vor einem kalibrierten Monitor.
Links
Homepage ArgyllCMS: http://www.argyllcms.com